Ein Prägender Baumeister Glauchaus
Reinhold Ulrich, geboren am 6. November 1861 in Glauchau, trat in die Fußstapfen seines Vaters Julius Ulrich und prägte als Architekt und Bauunternehmer das Stadtbild seiner Heimatstadt nachhaltig.
Nach seiner Ausbildung in Chemnitz (1880–1883) übernahm er 1891 das väterliche Bauunternehmen und baute es zu einer modernen Firma mit Architekturbüro und Eisenbeton-Spezialabteilung aus
Bedeutende Bauten in Glauchau
Bismarckturm
auf der Bismarckhöhe (1908–1910)
Der 45 m hohe Sandsteinturm, entworfen und ausgeführt von Ulrich, ist das höchste erhaltene Bismarck-Denkmal Deutschlands. Fertiggestellt im Sommer 1910, verschloss er Glauchau einen markanten Aussichtspunkt

Postamt (1893),
Stadtbad und Krankenhausneubau sowie Bezirksgenesungsheim im Rümpfwald gehören ebenfalls zu seinen öffentlichen Bauten, die bis heute funktional und architektonisch bestechen .
Empfangsgebäude des Bahnhofs Glauchau
Ulrich beteiligte sich wesentlich am Bau der Bahnhofshalle, ein wichtiges Tor zur Stadt, ebenfalls mit seinem architektonischen Stil geprägt.
Palla-Industrieensemble (1927/28)
Das Verwaltungsgebäude der Ernst Seifert GmbH an der Otto‑Schimmel‑Straße entstand im neoklassizistischen Stil. Ulrich setzte ein eindrucksvolles prunkvoll-dekoriertes Ensemble aus Ziegel, Sandstein und Eisenbeton um, mit architektonisch herausragenden Fassadenreliefs
Ulrich-Villa (Wettiner Straße 9, 1899)
Seine Privatvilla mit Eckturm und aufwendig gestaltetem Gartenpavillon wurde zum repräsentativen Familienwohnsitz und ist ein Beispiel seiner gestalterischen Vielfalt, die leider abgerissen wurde.
Privatleben & Wirken

Reinhold heiratete 1891 Theresie und baute bald darauf sein Wohnhaus in der Wettiner Straße, für seine Familie und zur Repräsentation seiner Arbeit.
1893 kam Sohn Fritz zur Welt.
Sein Unternehmen florierte, was sich in zahlreichen prestigeträchtigen Aufträgen widerspiegelte und ihm große Bedeutung in der Region verschaffte
Vermächtnis & Bedeutung
Ulrich war weit mehr als ein Baumeister:
Er war ein Visionär, der viele der prägendsten Bauwerke Glauchaus schuf. Wie eine lokale Zeitung schon 1933 bemerkte: „Es gibt wohl kaum eine Straße in Glauchau, in der nicht ein Bauwerk steht, das von der Firma Reinhold Ulrich errichtet wurde…“. Bismarckturm und Palla-Ensemble sind bleibende Landmarken.
Reinhold Ulrich hat Glauchau ein erkennbares, zusammenhängendes Gesicht gegeben, vom industriellen Prunk bis zum repräsentativen Wohnbau. Sein Stil mischte neoklassizistische Monumentalität mit technischen Innovationen wie Eisenbeton. Viele seiner Werke prägen das Stadtbild bis heute – nur die Villa, sein privates Aushängeschild, ist verschwunden. Doch der Protest zeigt: Ulrichs Spuren sind noch lebendig im kollektiven Bewusstsein. Sein architektonisches und städtisches Erbe bleibt damit eine aktuelle Debatte – und ein Zeichen für die Bedeutung, kulturelles Erbe zu bewahren.

Das Schicksal der Ulrich-Villa

Besonders dramatisch war das Schicksal der Ulrich-Villa.
Seit 1993 stand das Gebäude leer und die Bausubstanz verfiel zusehens. Der Schwamm machte sich im Keller breit, die Dachbalken schimmelten und Teile des Daches brachen ein.
Der Abriss erfolgte, trotz Denkmalschutz und einer Petition mit über 750 Unterschriften, am 25.06.2025
Quelle: Artikel Freie Presse Glauchau vom 10.07.2025
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